Sukhothai

Angekommen im Land des Lächelns

Freitag wurden wir nach dem Frühstück vom einem Tuk Tuk abgeholt, welches uns und ein französisches Pärchen zum Busbahnhof brachte. Um 12:00 Uhr ging es dann mit dem "1.Klasse"-Bus nach Sukhothai.
Nach 5,5h (inkl. Mittagspause - unser Ticket konnten wir gegen einen Essen-Coupon eintauschen und es gab gebratenen Reis) erreichten wir unser Ziel bzw. den Busbahnhof von Sukhothai. Von dort nahmen wir uns, zusammen mit einer deutschen Touristin samt vier Kindern, ein Sorng-taa-ou (umgebauter Pick-Up mit einer Sitzreihe auf jeder Seite). Kurze Zeit später erreichten wir unsere tolle Unterkunft.
Am Samstag stand ein Ausflug in Sukhothais historische Altstadt an. Die 14 km vom neuen Sukhothai in die Altstadt legten wir in einem alten, umgebauten Laster auf Holzbänken zurück. Diese Laster verbinden Neu-Sukhothai und Alt-Sukhothai und verkehren mehrmals stündlich. Da sie recht preiswert sind, sind sie sowohl bei Einheimischen, als auch bei Touristen sehr beliebt.
Dort angekommen liehen wir uns zwei Drahtesel (günstige 0,75€ pro Rad), um uns in und zwischen den Tempelanlagen fortzubewegen. Wieder einmal waren wir fasziniert und glücklich, etwas so tolles sehen zu können. Der Zustand der Anlagen war sehr gut, wenig Verfall, sehr viel restauriert und alles sehr sauber gehalten. Trotz der Vielzahl anderer Touristen, schossen wir viele Fotos und nehmen jede Menge Erinnerungen mit von diesem Ort.
Den Nachmittag verbrachte Kathleen mit einem kleinen Nickerchen und Mathias in einem Massagestudio. Für umgerechnet 10€ gab es erst eine Thai-Massage (1h) und anschließend eine exzellente Fußmassage (1h). Dass sich in dem Laden ausschließlich Einheimische massieren ließen und die Angestellten kaum Englisch konnten, machten das Ambiente zu etwas Besonderem! Nach dem Abendbrot schlenderten wir noch etwas über eine Straßenmarkt (jeden Samstag), auf dem es unzählige Leckereien und Krims-Kram gab.
Radausflug die Zweite hieß es dann am Sonntag. Ziel war die Gegend rund um Sukhothai, also die ländliche Region, die wir mit einer Tour inkl. Guide "Jo" erkundeten.
Ein Belgier namens Ronny (Jos Chef) kam vor über 20 Jahren als Backpacker nach Sukhothai, lernte seine jetzige Frau kennen und blieb. Er bietet seit vielen Jahren Radtouren in und um Sukhothai an. Diese sind besonders bei Touristen aufgrund der modernen Mountainbikes und des hohen Informationsgehaltes sehr beliebt.
Wir waren eine kleine Gruppe von vier Personen plus Guide. Jo, der Sohn einer Thailänderin und eines Franzosen lebte bis vor zwei Jahren in den Niederlanden. Dann entschloss er sich seinen Eltern (die vor einigen Jahren auf Wunsch seiner Mutter wieder nach Thailand zurückgekehrt sind) zu folgen. 
Zur Tour: Als erstes machten wir uns auf den Weg, zu einer Pilzfarm. Auf dem Weg kamen wir an Mangobäumen vorbei. Auf der Farm angekommen, wurde uns der Prozess des Pilzanbaus erklärt - wirklich interessant.
Danach ging es zum Markt. Neben Obst, Gewürzen, Gemüse und Fleisch, sahen wir Aale, Frösche, Fische, Schildkröten und vieles mehr.
Highlight war ein rosa-farbendes Ei. Thais sind besonders mit Lebensmitteln sehr sparsam und würden nie etwas unnötig wegschmeißen oder verschwenden. Wenn Eier also nicht rechtzeitig verwendet werden können, werden sie zusammen mit Salz, Limetten, Reishülsen und Asche im Garten vergraben.
Nach 2 bis 3 Monaten werden sie wieder ausgegraben und haben die rosane Farbe. Innerlich sind sie dann dunkelgrün bis schwarz und haben einen halbfesten glibberigen Zustand angenommen. Nachdem wir am Ei gerochen haben, wollten wir nicht mehr kosten. Die Thais mögen es jedoch. 
Unser Weg führte uns weiter, an Reisfeldern vorbei, bis in eine kleine Siedlung. Männer bereiteten mit großer Sorgfalt ihre riesigen Hähne auf den nächsten Kampf vor und andere widmeten sich dem Trocknen von Fisch. Unser Guide zeigte uns außerdem eine traditionelle Rattenfalle und dessen Funktion.
Danach ging es weiter zu einer Familie, die sich darauf spezialisiert hat, Karpfen zu fangen und zu räuchern. Zum Räuchern werden Kokosnussspähne verwendet, welche in Massen vorhanden sind. Die fertigen Fische werden dann weiterverkauft nach Afrika, was uns sehr erstaunte.
Vorbei an einheimischen Fischern, die LKW-Schläuche als Auftrieb nutzten, ging es für uns zu einem lokalen Tempel. Wir mussten glücklicherweise nicht die von unserem Guide genannte "Indianer-Jones-Brücke" nutzen, die vor ca. 50 Jahren als Verbindung zum Tempel gebaut wurde. Der Tempel selbst hatte nicht viel mit den großen, kommerziellen Tempeln gemeinsam, außer das Aussehen. Niemanden interessiert es, ob du kurze Hosen trägst oder deine Schultern bedeckt sind. Alle sind gleich und jeder ist willkommen. Unser Guide nutze den Ort, um uns ein bisschen etwas von sich, seinem Lebenswandel und dem Buddhismus zu erzählen, was uns sehr nachdenklich stimmte.
Er, Anfang 20, führte noch vor zwei Jahren ein Leben wie wir. Europa, Handy, TV, Arbeit, Streben nach Erfolg, Pflichten, Termine und vor allem Stress! Nachdem er, auf Wunsch seiner Mutter, einen Monat als Mönch lebte (jeder Thai sollte dies in seinem Leben für einen gewissen Zeitraum tun), sieht er die Welt und den Sinn des Lebens anders als vorher. Er ist zufrieden mit dem, was er hat und will laut eigener Aussage nicht mehr haben, denn er weiß, was ein Business mit sich bringt und wie schnell man wieder in der Stressspirale gefangen ist. Außerdem ist er bemüht ausgeglichen zu sein und sich selbst stets ausgeglichen zu verhalten. Es ist schwer zu beschreiben, aber was er sagte, hatte auf uns eine intensive Wirkung, denn er kennt sowohl unser Leben, als auch das der Thais und er schien mit seinem jetzigen Leben absolut zufrieden zu sein.
Tief beeindruckt ging unsere Tour weiter zu einer Familie, die Reiswein brennt und Schweine züchtet und verkauft. Natürlich gab es eine Kostprobe des zwischen Vodka und Obstler schmeckenden Reisweins. Übrigens bekommen die Schweine auch etwas Wein in ihr Futter gemischt, weil sie dadurch entspannter sind und das Fleisch zarter sein soll. Die Thais nennen die Tiere aufgrund ihres entspannten Gesichtsausdrucks übrigens "Smiling Pigs" (Lachende Schweine). Auf die Frage, wie viel Flaschen Reiswein sie pro Woche verkaufen, konnte uns die Frau keine Antwort geben. Sie zählen das einfach nicht oder führen gar Buch. Was uns spanisch vorkam, ist ein weiteres Spiegelbild des Denkens und Handels der Thais. Und je länger wir darüber nachdachten, desto sympathischer war es uns.
Vorbei an Sternfrucht-Bäumen hieß es Mittagspause in einem kleinen, unscheinbaren Thai-Straßenrestaurant. Natürlich konnte dort niemand englisch, aber da unser Guide sehr gut Thai sprechen konnte, war dies kein Problem. Es gab als Vorspeise frittierte Bananen und Süßkartoffeln, zur Hauptspeise leckeres Pad Thai und zum Dessert frisches Obst vom Markt. Es schmeckte einfach großartig und war ein gelungener Abschluss der tollen Tour.
Was nehmen wir mit von dem Ausflug?

Die Leute in und um Sukhothai haben in unseren Augen nicht viel (materiell gesehen), aber jeder ist glücklich. Jeder hat etwas zu tun, es gibt weder Obdachlose, noch Bettler. Die Menschen sind zufrieden mit ihrem Leben und gegenüber uns Touristen hilfsbereit, offen und freundlich. Mal wieder bestätigte sich unsere Ansicht, dass das Verhalten der Einheimischen damit zusammenhängt, wie viele Touristen in dem jeweiligen Gebiet sind. Wir Touristen beeinflussen also das Verhalten der Einheimischen. Nichtsdestotrotz kann gesagt werden, dass Thais (besonders in ländlichen Gegenden oder Kleinstädten) der Meinung sind, dass alle Touristen sehr viel Geld haben und nicht wirklich viel in ihrem Land dafür tun müssen. Argumente wie hohe Abgaben und harte Jobs haben in dem Zusammenhang keine Chance. Aber wer will es Ihnen verübeln? Kein Mensch aus Sukhothai oder auch anderen Gebieten Thailands wird sich für Tausende von Baths in ein Flugzeug setzen, nach Europa fliegen und dort sagen, dass er nicht viel Geld hat.
Mathias holte sich am Nachmittag noch eine Fußmassage ab und brachte auf dem Rückweg Essen mit.
Dann schlemmten wir leckeres Curry mit Reis und Frühlingsrollen in unserer Unterkunft. Im Anschluss packten wir noch unsere Rucksäcke, denn am nächsten Vormittag wollten wir weiter in den Norden, nach Chiang Mai.

Radelige Grüße in die Heimat. 

Kathleen&Mathias

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Kommentare: 2
  • #1

    Mum (Sonntag, 30 August 2015 20:23)

    Die rosafarbenen Eier hätte ich auch nicht essen wollen, aber das leckere, frische Obst
    das wäre meins.
    Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, danke für die schönen Fotos und eure Berichte, freuen uns immer wieder!
    Frank und Mum :*

  • #2

    Kathleen (Donnerstag, 03 September 2015 13:28)

    @ Mum: Danke, fuer Deine ganzen Eintraege, wir freuen uns immer sehr! :)