Da Lat

Grün, verrückt und neblig

Nach einem für unsere Verhältnisse frühen Frühstück (7:45 Uhr) in Ho Chi Minh schnallten wir unsere Rucksäcke auf und marschierten Richtung Busstation. Dass der Bus nicht pünktlich fuhr, kam für uns nicht wirklich überraschend.
Mit etwas Verzögerung ging es dann im Schlafbus Richtung Da Lat. Die Fahrt war wohl die langsamste Busfahrt, die wir jemals hatten. Aber besser so, als zu schnell.
Jedenfalls erreichten wir nach rund 200 km und ca. 9 h Busfahrt gegen 18:00 Uhr unseren Zielort. Ein Minivan brachte uns von dem etwas außerhalb liegenden Busbahnhof zur Unterkunft. Dort wurden wir sehr nett empfangen und durften zur Begrüßung Frühlingsrollen mit heißem Kakao genießen. Alles vielversprechend, doch leider hatten wir im Bett unseres Zimmers weder ein Bettlaken, noch Kissen- oder Deckenbezüge. Aufgrund der Sprachbarriere wusste das Hotelpersonal mit unserem Wunsch nach einem Bettlaken (welches wir zwischen uns und der unbezogenen Decke legen wollten) nichts anzufangen. Nach etwas hin und her und der Hilfe von Google, bekamen wir dann doch noch einen Deckenbezug. Wir hatten keine Lust mehr nach einem Laken und Kissenbezügen zu fragen, also nahmen wir die Kissenbezüge, die wir uns aus Deutschland mitgebracht hatten und gingen schlafen. 

Am Sonntag stand nach dem Frühstück ein Stadtrundgang auf dem Plan. Er begann im Verrückten Haus von Hang Nga. Ein wirklich skurriler Ort, der schwer zu beschreiben ist. Im Grunde genommen ein Labyrinth aus Treppen, Wegen und Gebäuden, welches schon lange in Bau ist und auch noch lange in Bau sein wird. Außerdem befinden sich dort Zimmer, die besonders bei frisch verheirateten Pärchen sehr beliebt sind.
Weiter ging es an der Kathedrale von Da Lat vorbei, zu einem Shoppingcenter. Dort spielten wir erst ein bisschen Airhockey, bevor wir Snacks und Getränke einkauften. Da wir die einzigen Touristen waren, ernteten wir viele Blicke. Danach passierten wir einen See (auf dem man mit Tretbooten in Form von Schwänen fahren kann) und kehrten in ein gemütliches Café ein.
Nachdem wir wieder in unserer Unterkunft waren, buchten wir eine Tour für den nächsten Tag und chillten etwas. Übrigens hat das Hotelpersonal während unserer Abwesenheit die Kissen mit Überzügen und das Bett mit einem Laken bezogen, was uns sehr gefreut hat. Nach dem Abendbrot schlenderten wir noch über einen großen Nachtmarkt, auf dem man wie so oft jede Menge zu essen und noch mehr gefälschte Klamotten erstatten kann. (Diese waren allerdings eher schlecht gefälscht, denn adidas hatte beispielsweise plötzlich nur zwei Streifen.)
Der nächste Ausflug stand dann am Montag an. Es sollte mit einem Van in die ländliche Umgebung Da Lats gehen. Natürlich kam der Van zu spät und es war ein Platz zu wenig im Auto, aber das machte uns nichts und wir kuschelten zu viert auf eine Dreier-Bank. Der erste Stop war auf einer Blumenfarm. Das Klima in Da Lat ist optimal, um Blumen zu züchten, die dann im ganzen Land verkauft werden.
Weiter ging es in das K'ho Minority Village. Die Einwohner versorgen sich selbst und sprechen ihre eigene Sprache. Außerdem leben sie in sehr einfachen Verhältnissen. Wir sahen dort jedoch lediglich ihre sehr einfache Kochstelle sowie einen angebundenen Affen, der angeblich im Wald gefunden und zu seinem Schutz mitgenommen wurde. Außerdem kann man sich mit dem ältesten Dorfbewohner, der im Vietnamkrieg gekämpft hat, unterhalten. 
Den nächsten Halt machten wir auf einer Kaffeeplantage mit verschiedensten Sorten Kaffee. Wir erfuhren, dass Vietnam aktuell, nach Brasilien, der zweitgrößte Kaffee-Exporteur der Welt ist. Leider boten sie dort auch sogenannten Wiesel-Kaffee an. Im Grunde nichts anderes als Luwak-Kaffee. Die Wiesel werden in kleinen, ungemütlichen Käfigen gehalten und sind nicht nur zu viel Tageslicht, sondern auch täglichen Besucherströmen ausgesetzt. Angeblich bekommen die Tiere neben den Kaffeekirschen auch Obst, Gemüse und Reis zu fressen. Dies bezweifelten wir allerdings stark, da nirgends Futter zu sehen war. Leider sahen viele der Tiere schon sehr mitgenommen aus. Nichtsdestotrotz gab es Personen in unserer Gruppe, die diesen Kaffee probierten. Traurig! Wir probierten frische Arabica Bohnen - köstlich.
Geröstete Heuschrecken gab es beim nächsten Stop. Die Vietnamesen essen sie gerne mal abends als Snack, wenn sie in einer gemütlichen Runde zusammensitzen. Dazu wird üblicherweise Reiswein gereicht. Erst hieß es, dass ausschließlich die toten Exemplare geröstet und gegessen werden. Später stellte sich heraus, dass die Tiere lebendig in kochendes Wasser geschmissen werden, um sie zu töten.
Kochendes Wasser spielte auch beim nächsten Halt, einer Seidenfarm, eine große Rolle. Schon einmal überlegt, wie Seide hergestellt wird? Wir wussten es bisher nicht. Wenn es euch interessiert, klickt bitte hier. Die Kurzform sieht wie folgt aus: Die Leute züchten zu Hause Seidenspinner (Schmetterlinge) und bringen deren Seidenraupen (Larven der Seidenspinner) in die Seidenfabriken, um dafür Geld zu bekommen. Da die Raupe beim Schlüpfen den Seidenkokon, der sie umgibt, zerstören würde, wird sie vorher in kochendem Wasser getötet. Anschließend wird der Seidenfaden, der den Kokon der Raupe bildet, mit Hilfe von Maschinen abgewickelt. Wenn man die Massen an Kokons in dieser Fabrik gesehen hat, möchte man sich nicht vorstellen, wie es in den riesigen Fabriken Indiens und Chinas aussieht.
Bevor wir unser Mittagbrot genießen konnten, schauten wir uns noch die Linh-An-Pagode an und bestaunten unter anderem einen großen, hellblauen Buddha.
Einen Katzensprung von der Pagode entfernt, ging es auf einem halbwegs befestigten Pfad zu den Elefanten-Wasserfällen, die so heißen, weil die Felsen am Fuß des Wasserfalles aussehen wie Elefanten. Ein atemberaubender Anblick, den wir so schnell nicht vergessen werden. Wir krabbelten sogar noch in eine Höhle, die direkt hinter den Wasserfall führte. Sehr nass, aber beeindruckend zu sehen. Danach freuten wir uns auf unser wohlverdientes Mittagessen.
Für uns gab es lediglich Reis mit Bambus. Bisher war es übrigens kein Problem, wenigsten gebratenes Gemüse oder ähnliches zu bekommen. Diesmal gab es nur Fleisch, Fleisch, Fleisch und Reis mit Bambus. Na ja.
Danach fuhren wir schon wieder nach Da Lat, um uns den historischen Bahnhof, namens Crémaillère, anzuschauen. Dann war der Ausflug auch schon wieder zu Ende.
Wieder in der Unterkunft angekommen, nahmen wir unsere frisch gewaschene Wäsche in Empfang. 4 kg sollten wir bitte bezahlen. Nachdem wir schon unzählige Wäschesäcke abgegeben und wieder empfangen haben, wussten wir, dass 4 kg nicht stimmen konnte. Nach reichlich Überlegungen sprachen wir das Hotelpersonal darauf an. Plötzlich hieß es, dass sie nachfragen werden. Die Wäscherei irrte sich angeblich und wir müssen nur 2,5 kg bezahlen. Auch wenn wir uns nicht sicher waren, ob das Gewicht nun stimmte und nirgends eine Waage zu finden war, nahmen wir es so hin. Wir wollten daraus keinen riesigen Aufstand machen und schließlich waren wir nicht in Deutschland, sondern in Vietnam. Wie in ganz Asien ist es den Leute hier sehr wichtig, nicht bloßgestellt zu werden oder gar ihr Gesicht zu verlieren. Als wir jedoch die Wäsche auspackten, alles nach wie vor verdreckt war und zwei Kleidungsstücke nun komplett ruiniert waren, platzte uns fast die Hutschnur. Wir entschlossen uns nochmal mit dem Hotelpersonal zu reden, allerdings beherrschte nur einer von ihnen die englisch Sprache und ausgerechnet diese Person war immer nur am Abend da. Nachdem er sich an diesem Tag ausnahmsweise verspätete, gingen wir erst einmal etwas essen. Unser Ziel war dieses Mal ein hübsches italienisches Restaurant, denn wir hatten so richtig Bock auf eine gute Pizza. Dort trafen wir Steffi. Eine Frau, die ursprünglich aus Quedlinburg kommt und ihren Job in Österreich aufgegeben hat. Nun lebt und arbeitet sie in Da Lat. Wir fanden ihre Geschichte spannend und bewunderten Ihren Mut sehr. Auf uns machte sie einen glücklichen und motivierten Eindruck und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Natürlich tauschten wir uns auch über die vietnamesischen Gepflogenheiten aus, was uns das eine oder andere Mal ziemlich zum Lachen brachte. Auf dem Rückweg fand Mathias übrigens Spuren seiner asiatischen Verwandtschaft.
Zurück in unser Unterkunft suchten wir das Gespräch mit dem englischsprachigen Angestellten. Ihm war die Situation sehr unangenehm und er versicherte uns, dass das Hotel uns die Sachen bezahlen werde und wir die Wäsche natürlich nicht bezahlen müssten. Nach einem guten Gespräch gingen wir entspannt zu Bett. 

Dienstag bekamen wir nach einem sehr guten Frühstück direkt unser versprochenes Geld. Im Anschluss wollten wir die Truc-Lam-Pagode besichtigen, die man mit einer Seilbahn erreicht. Diese schwebt über majestätische Kiefernwälder, die einen tollen Anblick bieten. Natürlich erreichten wir die Talstation (Startpunkt der Seilbahn) um kurz nach zwölf, also kurz nach Beginn der Mittagspause, die bis 13:30 Uhr dauert. Nachdem wir uns 1,5 h die Zeit vertrieben, ging es los. Natürlich begann es auf der Fahrt zu regnen, aber wir waren gut vorbereitet. Am Kloster angekommen sahen wir im weitläufigen Gelände sehr viel Grün, Mönche und wunderschöne Bauten. Die gelegentlichen Regenschauer überstanden wir auch schadlos, entweder unter einem Baum oder im Schutz eines Gebäudes.
Zurück in der Talstation nahmen wir ein Taxi ins ca. 3 km entfernte Zentrum und gönnten uns erst einmal einen Kaffee. Im Anschluss schauten wir nochmal zu einem Pläuschchen bei Steffi vorbei. Als wir wieder in unserer Behausung waren, hatten wir zwei sehr schöne Blumensträuße in unserem Zimmer, eine Art Entschuldigung vom Hotel. Am Abend hatten wir dann noch ein sehr nettes Gespräch mit dem Hotelangestellten, der uns bei dem Problem geholfen hat und verabschiedeten uns später freundlich voneinander. Dann packten wir unseren Kram zusammen, denn am nächsten Tag sollte es weitergehen nach Da Nang, von wo aus wir nach Hoi An wollten.

Kühle Grüße in die Heimat. 

Kathleen&Mathias

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Kommentare: 1
  • #1

    Mum (Donnerstag, 17 September 2015 10:39)

    Hallo ihr Zwei,
    wieder ich... :). Also alle Achtung, ca 9 Stunden für etwa 200 km, alles ohne Stau....
    Aber wie ihr schreibt, besser als im Speedtempo und man kann viel sehen solange es
    hell ist, oder?
    Dass Vietnam aktuell der zweitgrößte Kaffee- Exporteur der Welt ist hätte ich nicht gedacht. Man erfährt durch eure Berichte, mit den Links, immer wieder Neues.
    Schön, dass ihr eure Wäsche dann doch noch sauber zurück bekommen habt und dass es dann auch eure war und nicht noch eine Verwechslungen. ;) Ich weiß nicht wie ich diese Sache geregelt hätte, sicher hyperhysterisch....
    Diese hellblaue Buddha strahlt soviel Freude aus. In diesem Sinne, weiter viele positive Erlebnisse. :*