Nyaungshwe

Ein Leben auf dem Wasser

Richtung Nyaungshwe am Inle-See wählten wir dieses Mal keinen Bus oder gar ein Flugzeug, sondern den lokalen Zug. Die Fahrt sollte zwar etwas länger dauern, aber die uns versprochene Landschaft und der Ticketpreis von 0,80€ überzeugten uns recht schnell.
Marc war so freundlichen uns zum Bahnhof zu fahren. Sabine (ebenfalls aus Berlin), die wir in unserer Unterkunft kennenlernten, begleitete uns. Nachdem wir die Tickets ("Oberklasse") gekauft hatten, kam auch bald der Zug. Während die Einheimischen mit dem bereits erwähnten Be- und Entladen beschäftigt waren, bezogen wir unsere Plätze und freuten uns auf die Fahrt. 30 - 40 km in 3,5h hörte sich nicht gerade nach einem Highspeed-Zug an, aber wir freuten uns.
Wenig später tuckerten wir los. Die Waggons rüttelten kräftig, aber es war ein riesen Spaß. Vorbei ging es an kleinen, teils ärmlichen Ortschaften, Seen, Feldern, Wasserbüffeln und so vielen Menschen, die uns freundlich zuwinkten. Die Landschaft war einfach unglaublich schön.
An den Bahnhöfen, an denen wir hielten, wurde um Ware gehandelt was das Zeug hielt und nicht selten noch ein Sack Gemüse durch das Fenster gereicht, als der Zug schon wieder anrollte. Wahrscheinlich waren die Preise dann am niedrigsten. Ein spannendes Spektakel. 
Aber wir hielten nicht nur an offiziellen Bahnhöfen. Unter anderem stoppten wir auch im dicht bewachsenen Wald, da ein Arbeiter Holz verkaufen wollte oder einmal mitten im Nirgendwo, weil der Schaffner eine Packung Zigaretten kaufte. Oftmals passierten wir klapprige Brücken, die wir aufgrund der langsamen Geschwindigkeit von der Treppe aus anschauen konnten.
Nach 3,5h und einer unglaublich tollen und absolut empfehlenswerten Fahrt, kamen wir in Shwenyaung an. Den Weg nach Nyaungshwe in unsere Unterkunft legten wir im Tuk Tuk, zusammen mit den 5 anderen Touristen des Zuges, zurück. 

Angekommen im Hotelzimmer fanden wir direkt Spuren, die darauf hindeuteten, dass wir einen Gast im Zimmer hatten. Allerdings schaffte es Mathias nicht, den Gecko zu fangen. Also fanden wir uns damit ab, dass wir zu dritt waren. Solange er nicht sein Geschäft auf unseren Betten macht und nachts laute Geräusche von sich gibt, passt das für uns.
Abendbrot gab es in einem hübschen kleinen Restaurant, das von einem Iren geleitet wird.
Am Freitag gingen wir etwas durch den Ort. Erst nahmen wir den Markt unter die Lupe, bevor wir zur Bootsanlegestelle gingen.
Natürlich wurden wir alle 10 Meter von einem Bootsmann gefragt, ob wir Interesse an einer Tour hätten. Allerdings hatten wir zu dem Zeitpunkt schon eine Tour für den nächsten Tag gebucht.
Auf dem Weg zurück ins Hotel kamen wir noch an einer Rollschuhbahn vorbei, auf der sich einige Einheimische versuchten. Es herrliches Bild.
Samstag nach dem Frühstück stand endlich der lang ersehnte Ausflug auf den Inle-See an. Der Fahrer empfing uns an dem Büro, wo wir am Vortag die Tour gebucht hatten. So ganz wach schien er noch nicht zu sein, die Bettelbissen (sirih) sollte ihm allerdings beim Aufwachen helfen. 

Wir sahen bisher in fast jedem Land, dass die Leute die ganze Zeit kauten und später etwas rotes auf den Boden spuckten. Teilweise können sie nicht sprechen, da der Mund immer voll ist. Außerdem sind die Zähne stark verfärbt und auch überall auf den Straßen sieht man rote Flecken, die aussehen, als hätte man dort ein Tier geschlachtet. 

Wenn ihr des Rätsels Lösung wissen wollt, klickt hier.

Wir freuten uns sehr, dass wir das Boot für uns alleine hatten, da man so individueller unterwegs sein kann. Kurz nachdem wir den See erreichten, sahen wir schon die berühmten Einbeinruderer. Da diese ihre Hände zum Fischen benötigen, haben sie eine spezielle Technik zur Fortbewegung entwickelt. Sie stehen auf dem Heck des Bootes, klemmen das Ruder mit dem Bein ein und können so weiter fahren. Allerdings waren diese Männer anscheinend nur wegen den Touristen an der Stelle, denn kurz nachdem einer uns sah, kam er auf uns zu, poste für Bilder und fragte dann nach Geld.
Einige Minuten später kamen wir an schwimmenden Gärten/Feldern vorbei, auf denen die Einheimischen Gemüse, Früchte und Blumen anbauen. Basis dieser schwimmenden Felder ist eine sehr fruchtbare feste Masse bestehend aus Sumpf, Erde und Wasserhyazinthen, die mittels Bambuspfählen am Seeboden befestigt werden.
Weiter ging es zu einem von aktuell 17 Dörfern, welche sich im und am Ufer des Sees befinden und rund 70.000 Menschen beherbergen. Die Häuser sind auf Pfählen gebaut und bieten unterhalb des Hauses Platz für allerlei Handwerk. Wir sahen unter anderem Möbelbauer und Paddelhersteller.
Weiter ging es Richtung Markt. Bevor wir ihn erreichten, passierten wir sehr viele Silberschmieden, Webereien, Holzschnitzer und Zigarrenmanufakturen, die später für uns interessant werden sollten. Auf dem Markt war sehr viel los. Unzählige Einheimische kamen mit ihren Booten, um Waren einzukaufen und eigene Produkte ebenfalls an den Mann zu bringen. Neben Ständen für Kleidung, Nahrung und mehr, fanden wir speziell in den Eingangsbereichen unzählige Souvenirstände vor, was den Markt nicht mehr ganz so lokal machte. Etwas schmunzeln mussten wir, als wir sahen, dass sich die Einheimischen auf dem Markt auch ihre Unterwäsche kauften, ohne Kabine versteht sich. Darüberhinaus beobachten wir auch das Treiben am Bettelnussstand, der wie überall sehr gut besucht war. Auf die Frage, ob wir auch etwas kaufen wollten, lehnten wir allerdings mit einem Lächeln ab.
Weiter ging die Tour mit dem Boot in eine Weberei. Für uns nichts Neues, trotzdem ließen wir uns alles zeigen und erklären. Im Unterschied zu den bisherigen Webereien wurde in dieser, neben Seide und Baumwolle, auch Lotus verwendet.
Nächster Stop war eine Zigarrenproduktion. Dort wurden verschiedenste Zigarren (Größe und Geschmack) hergestellt und uns auch zum Kosten angeboten. Wir lehnten jedoch ab. Im anliegenden Souvenirshop wurde Kathleen fündig und beide Parteien waren nach langen Verhandlungen zufrieden mit dem Ergebnis.
Dann ging es zur Paung Daw U Pagode, die fünf Buddhafiguren beherbergt, welche alljährlich im Rahmen des Phaung Daw U Festes in der königlichen Barke von Dorf zu Dorf gefahren werden.
Im Anschluss fuhren wir zum Mittag. Es war wirklich ein tolles Örtchen und wir genossen unser Mittagbrot in einem der vielen Bambushüttchen mit Blick über den See.
Weiter ging es an badenden Kindern und Mönchen vorbei zu Padaung-Frauen, die durch ihren Halsschmuck sehr berühmt sind.
Nächster Stop war das Nga Phe Kyaung Kloster, welches 160 Jahre alt ist. Als Attraktion gab es hier von Mönchen dressierte Katzen, die durch kleine Reifen sprangen. Aus diesem Grund wird das Kloster auch immer noch Monastery of The Jumping Cats (Kloster der springenden Katzen) genannt. Die Vorführungen gibt es nicht mehr, da dies der neue Abt nicht wünscht. Dort sahen wir, wie die Menschen die oben beschriebene Zeremonie zelebrierten.

Mal wieder wurde Kathleen nach Fotos gefragt, was immer wieder lustig ist.
Im Anschluss ging es schon wieder zurück nach Nyaungshwe, vorbei an echten Fischern und einer unglaublichen Sicht zu den nahegelegenen Bergen.
Am Abend trafen wir uns mit drei Mädchen (zwei aus Deutschland, eine aus Norwegen), die wir in Kalaw kennenlernten, zu einem Film über das Leben als Mönch. Auch wenn der Film nicht so ganz unseren Erwartungen entsprach, war es ein schöner Abend.
Bevor es am Sonntag Abend mit dem Bus weiter nach Yangon gehen sollte, saßen wir mit Fredrika und Joonas (Pärchen aus Schweden, das wir im Hotel kennenlernten) im Restaurant des Iren zusammen. Bei netten Gesprächen und gutem Essen ließen wir den Tag verstreichen. 

Um 17:00 Uhr wurden wir vom Tuk Tuk abgeholt und zum Bus gebracht.

Kauende Grüße in die Heimat!

Kathleen&Mathias

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Kommentare: 2
  • #1

    Mum (Samstag, 24 Oktober 2015 00:23)

    Euer Blog heute, gefällt mir richtig gut. Das ist so amüsant, spannend und interessant, danke!
    Der Zug, war ja richtig großzügig gestaltet, also keine engen Abteile und Ventilator...
    Auf den Fotos kann man sehen, dass ihr Spass hattet und nicht nur da.
    Seid lieb umarmt und :*

  • #2

    Kathleen&Mathias (Mittwoch, 04 November 2015 03:27)

    Danke für diesen lieben Kommentar :-*