Phnom Penh

Tuk Tuk Sir?

Samstagmorgen gab es ein Express-Frühstück, bestehend aus Milch und Cornflakes. Als Ersatzschüsseln dienten uns kleine Plastikbecher. Dann fuhren wir mit einem Tuk Tuk zum Büro unserer Busgesellschaft, wo schon ein Klapperbus auf uns wartete. Dieser brachte uns zum "richtigen" Bus. Als einzige Touristen und mit quasi kaum existierender Beinfreiheit, ging es los nach Phnom Penh.
Viele Stops später (ständig wird gegessen und/ oder auf die Toilette gegangen) kamen wir in Kambodschas Hauptstadt an. Dass bei keinem Stop etwas auf Englisch durchgesagt wurde, überraschte uns nicht mehr. Wir schauten einfach was die Einheimischen machten und machten es ihnen nach. 

Angekommen am Busbahnhof war es dann der gewohnte Ablauf:

- Die Tuk Tuk Fahrer empfingen uns bereits an der Tür, sodass wir kaum aussteigen konnten.

- Von allen Seiten wurden wir gefragt, in welchem Hotel wir schlafen.

- Als wir nach dem Preis fragten, wurden wir von oben bis unten gemustert und uns dann ein utopisch hoher Preis genannt.

- Daraufhin entgegneten wir einen utopisch niedrigen Preis.

- Dann wurde uns (mal wieder) gesagt, dass das ein normaler und fairer Preis sei. Aha!

- Dann fing der Fahrer an, die Rucksäcke Richtung Tuk Tuk zu bringen, obwohl wir uns noch nicht geeinigt hatten.

- Als wir im Tuk Tuk saßen und er schon halb anfuhr, einigten wir uns doch noch einigermaßen. 

Unser Fahrer wollte von dem in unseren Augen etwas zu hohem Preis nicht abweichen. Diesmal war uns der 1$ aber egal da wir müde waren und die großen Rucksäcke dabei hatten. 

Wir markieren unsere Unterkünfte sowie Sehenswürdigkeiten immer auf der Karte und verfolgen unsere Position per GPS. Dadurch wissen wir immer ganz genau, wo wir gerade sind und wohin wir müssen. Uns war klar, dass der Fahrer unser kleines Gasthaus nicht kannte, schließlich befinden sich hunderte davon in der Stadt. Er hatte zwar die Adresse, aber da die Benennung der Straßen und die Nummerierung der Häuser etwas verwirrend ist, half ihm das kaum. Wir lotsten ihn also mit unserem Handy zur Unterkunft. 

Nachdem Mathias die Rucksäcke unters Dach (4. Etage) getragen hatte, stand einem entspannten ersten Tag in Phnom Penh nichts mehr im Weg. 

Am Sonntag wurden wir in den frühen Morgenstunden von rhythmischen Klängen bzw. lauter Musik aus unseren Träumen gerissen. Trotz Ohropax fiel es uns schwer, weiter zu schlummern. Einige Zeit später verstummten die Klänge und stattdessen übernahmen Mönche die Beschallung. Gesang von Mönchen ist etwas Tolles, allerdings nicht, wenn dieser dich durch Lautsprecher aus dem Schlaf reißt. Nachdem wir wach waren, konnten wir es jedoch genießen. 

Nach dem Frühstück starteten wir einen ausgedehnten Stadtspaziergang. Erstes Ziel war das Flussufer und der Königspalast, der seit 1939 wieder als Residenz des Königs von Kambodscha dient. Auch wenn ein Teil des Geländes für Besucher offen ist, genügten uns Fotos von außen.
Wir setzten den Weg durch Phnom Phens Straßen fort...
... und landeten beim Olympiastadion.

Es war nicht so einfach einen Eingang zu finden, da um das Gelände aktuell sehr viel gebaut wird. Es entstehen riesige Hotels und Einkaufszentren. Auf dem Komplex angekommen, steuerten wir eine große Halle an. Sie wurde von Frauen in wunderschönen Kleider genutzt, um Tänze einzustudieren. Die Halle war, wie auch das restliche Gelände, bereits etwas verfallen.
Danach ging es ins Stadion, in dem gerade ein Spiel zweier Jugendmannschaften stattfand. Auf einem neuen Kunstrasen, aber bei unmenschlichen Temperaturen, kämpften beide Teams um den Sieg. Wir verfolgten das Treiben von unserem schattigen Tribünenplatz, zusammen mit vielen einheimischen Zuschauern.
Bevor wir wieder Richtung Unterkunft aufbrachen, schauten wir noch in einer Kampfsporthalle vorbei, in der Taekwondo trainiert wurde. Besonders die ganz Kleinen waren eifrig dabei.
Dann gingen wir zurück. Vorbei am Unabhängigkeitsdenkmal, an dem wir uns mal wieder mit einer Kokosnuss stärkten.
Dann ging es in ein Café am Flussufer. Von dort aus hatten wir einen wundervollen Blick auf die völlig überfüllte Straße, auf der Tuk Tuks, Autos und Mopeds um jeden Zentimeter der Straße kämpften.
Wir wurden übrigens den ganzen Tag über auf der Straße gefragt, ob wir ein Tuk Tuk benötigen. Oftmals mit den Worten: "Tuk Tuk Sir?", was mitunter sehr amüsant war. Es stehen circa 10 Tuk Tuk Fahrer hintereinander und JEDER fragt einen, ob man ein Tuk Tuk möchte. Wahrscheinlich hofft der Letzte in der Reihe, dass man nach neunmal fragen endlich eins benötigt. :-)

Montag standen wir recht zeitig auf, denn wir hatten einiges vor. Am Vortag hatten wir uns auf der Straße ein Tuk Tuk organisiert, welches uns pünktlich abholte. Der Fahrer wartete mit einem frisch gebügeltem Hemd vor unserem Guesthouse auf uns und wischte grad unsere Sitze ab, als wir raus kamen. 

Erster Halt war das Tuol Sleng Genozid Museum, das ehemalige Sicherheitsgefängnis-21 der Roten Khmer. Es dient der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen und der vielen Opfer. Die ehemalige Schule wurde in der damaligen Zeit zu einem Folter- und Verhörzentrum umfunktioniert, in dem viele Menschen zu Tode kamen.

Die Führung übernahm eine Frau, die selbst Opfer der Roten Khmer war. Sie musste Phnom Penh als Kind innerhalb von 3h verlassen. Nach einem mehrmonatigem Marsch bestand ihr Tag aus 12 Stunden Arbeit unter schlimmsten Bedingungen. Nachdem Kambodscha befreit wurde, schaffte sie es ihre Mutter wiederzufinden, von der sie damals getrennt wurde. Sie lebt bis heute mit ihr zusammen. Ihr Vater und ihr Bruder überlebten diese Schreckensherrschaft nicht und die beiden Frauen haben keine Gewissheit darüber, wann und unter welchen Umständen sie gestorben sind. 

Es war eine traurige und bedrückende Führung. Wir sahen Zellen, Bilder, Folterinstrumente, Schädel und Knochen. Oftmals war die Frau den Tränen nahe, was uns ebenfalls sehr wehtat. 

Zwei Überlebende des Gefängnisses verkaufen auf dem Museumskomplex Bücher über ihre Zeit in der Gefangenschaft. Was diese Männer wohl über sich ergehen lassen mussten?
Weiter ging es durch teils dichten Verkehr und über staubige Straßen zu unserem nächsten Ziel.
Nach einiger Zeit erreichten wir eines der bekanntesten Killing Fields (Felder des Todes) Kambodschas, 17 km südlich von Phnom Penh, auf dem circa 17.000 Menschen getötet wurden.

Die Killing Fields sind eine Reihe von etwa dreihundert Stätten in Kambodscha, an denen bei politisch motivierten Massenmorden Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen von den Roten Khmer umgebracht wurden. Die Gesamtzahl der Opfer der Roten Khmer dürfte sich im Bereich von ein bis zwei Millionen Menschen bewegen.

Am Eingang bekamen wir je einen Audioguide, der uns über das Gelände von Choeung Ek führte und uns auf Knopfdruck alles erklärte. Teilweise mussten wir uns setzen, denn die Dinge, die dort passierten, waren einfach zu grausam. Auf dem Gelände befindet sich u.a. ein großer Stupa mit Knochen und Schädeln, der an die Toten erinnern soll. Alle paar Monate sammeln Mitarbeiter Knochen und Stoffreste auf, die vom Regen an die Oberfläche gespült werden. So liefen wir teilweise über menschliche Überreste.
In Gedanken versunken machten wir uns mit dem Tuk Tuk auf den Rückweg. 

Am Dienstag bestand die Hauptaufgabe darin, ein Kabel für das Ladegerät der Kamera zu kaufen, da das alte den Geist aufgegeben hatte. In Berlin haben wir Kabel ohne Ende, aber warum sollte man Ersatz mitschleppen? :-)

Auf dem Weg sahen wir einige baufällige Häuser, ...
... bevor wir in einem großen Einkaufszentrum landeten. Nachdem wir jedoch in den ersten Läden keinen Erfolg hatten, schwand die Hoffnung. Plötzlich hatte ein kleiner unaufgeräumter Shop doch noch das richtige Kabel und wir waren überglücklich.
Vorbei am Zentralmarkt ...
... und der Post, ...
... steuerten wir wieder einmal einen Cupcakeladen an.
Nach dem erneuten Genuss schlenderten wir durch die Straßen Richtung Gasthaus.
Nach dem Abendbrot, gerade als wir unsere Unterkunft erreicht hatten, begann es heftig zu regnen. Inklusive Blitzen und Donner natürlich. An den vergangenen Tage hatte es abends auch geregnet, allerdings nicht so heftig. Direkt unter dem Dach war das schon eine sehr intensive Geräuschkulisse. 

Dann noch schnell die Sachen gepacket und ab ins Bettchen. 

Tief bewegte Grüße in die Heimat. 

Kathleen&Mathias

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank (Samstag, 07 November 2015 10:51)

    Hallo, hier ist der Komander ;)
    Wie "...quasi kaum existierende Beinfreiheit..."? Auf dem Foto sieht es nicht gerade eng aus, oder.?
    Eure Berichte und Bilder, sehr eindrucksvoll.
    Ansonsten Kaffee und Keks, sieht doch ordentlich aus.
    Eine Freundin, die euren Blog auch verfolgt, ist z.Z. mit ihrem Freund auf Bali und Montag dann in Ubud. Sie wollen dann auch zum Batur.
    Na, da werden sicher Erinnerungen wach.
    Nun muss ich mich fertig machen, heute spielt mein Heimatverein.
    Liebe Grüße Fränki
    PS: ...und niemals vergessen...